Veteranen-Freunde St. Leon e.V.

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Zeitreise in die Technikgeschichte

Busausflug in die Pfalz am 15. Mai 2022

 Seit fast 40 Jahren treffen wir uns sowohl zu regelmäßigen Clubabenden als auch zu gelegentlichen Ausfahrten. Mit unseren meist selbst restaurierten alten Autos fahren wir über ruhige Nebenstraßen durch die nähere Umgebung und genießen die Natur und die schönen Landschaften und fragen uns, warum man im Urlaub immer in die Ferne schweifen muss. In Deutschland ist es doch auch sehr schön. Da laden wunderbare Fleckchen ein zum Anhalten, zur Kaffeerast oder gar zum kleinen Picknick. Außerdem besichtigen wir gerne private Oldtimermuseen, von denen es in der näheren Umgebung eine ganze Menge gibt. Für größere Entfernungen wird dann auch schon mal ein Omnibus angemietet.

Letzten Sonntag führte die Busfahrt in die Pfalz nach Quirnheim zum Motorrad-Technikmuseum „Leiningerland“. Hier haben 170 Mitglieder eines Vereins neben zahlreichen wunderschönen alten Zweirädern auch außergewöhnliche und seltene Schätze zusammengetragen und wieder instand gesetzt. Sie wollen damit den Besuchern und vor allem der Jugend die Technik und die heute meist vergessenen handwerklichen Fähigkeiten und Erfindungen von früher näher bringen.  

 

Tandem-Mofa von 1951 (Foto: Dieter Kraft)

Ein Hingucker war beispielsweise das Unikat eines Tandem-Mofas von 1951, bei dem auch der höher sitzende Sozius den Vordermann beim Schalten, Beschleunigen und Bremsen mittels einer entsprechend bestückten 2. Lenkstange ablösen konnte. Genauso skurril war das Subaru Mountainbike mit Allradantrieb aus den 90er Jahren. In schwierigem Gelände konnte auch das Vorderrad über einen zuschaltbaren Zahnriemen angetrieben werden. Es wurden allerdings nur wenige Stücke produziert.

Bereits aus dem Jahr 1974 stammte ein Akku-Bike von Hercules mit einem Bosch-Elektromotor. Die Akkus waren unter dem Trittbrett des Motorrollers montiert. Die Besitzerin fuhr damit täglich zur Arbeit.

Nur die Senioren kennen noch die Spikereifen, die in den 70er Jahren vorübergehend erlaubt waren. Harte Stahlstifte in der Lauffläche der Autoreifen gaben dem Fahrzeug auf vereisten Straßen mehr Griff. Hier war eine Maschine zu bewundern, mit der die Spikes nachträglich in die Reifen geschossen werden konnten.  

 

Foto: Dieter Kraft

In der frühen Industrialisierungszeit wurde in den Fabriken die benötigte Kraft von an der Hallendecke angebrachten Transmissionswellen über lange Lederriemen auf die Antriebsräder der Werkzeugmaschinen übertragen. Bei der spontanen Vorführung eines solchen Konstrukts mit rotierenden Rädern und schlackernden Bändern fragt man sich: Wieso springt der Riemen nie von der glatten Oberfläche der Räder herunter? Antwort: Die Auflagefläche auf dem Rad ist nicht eben, sondern ganz leicht bauchig, das heißt, der Raddurchmesser ist in der Mitte minimal größer als am Rand. Und der Lederriemen sucht sich durch die Fliehkraft immer die höchste Stelle, und die ist eben in der Mitte.

Nach dem genüsslichen Bewundern alter Fahrzeuge in Quirnheim waren dann im historischen Spielzeugmuseum in Freinsheim ganz kleine Autos zu bestaunen. Auch hier beeindruckten vielfältige Modell-Eisenbahnen, echt funktionstüchtige Dampfmaschinen, Flugzeuge, Schiffe, Musikspielautomaten und sogar Puppenküchen. Damals wurde vieles konstruiert und aufwendig gefertigt ohne Präzisionsautomaten und Computer bei dem damaligen Marktführer, den BING-Werken in Nürnberg. Eine leckere Eiskreation in der angegliederten Eisdiele rundete die Besichtigungstour ab. 

 

Auf der Terrasse des Hambacher Schlosses (Foto: Dieter Kraft)

Zum Ausflug in die Vergangenheit der Handwerkskünste und der alten Techniken passen dann auch Erinnerungen an die Geschichte unseres Landes und Begehungen historischer Stätten. Auf der schattigen Sonnenterrasse des Hambacher Schlosses schlossen wir eine lehrreiche, angenehme Tagesreise ab.

Wir hoffen auf weitere Reisen mit unserem seit 33 Jahren wirkenden Vereinsvorstand Edmund Schmitt und bedanken uns wieder einmal für seine aufwendige Planung und die umsichtige Durchführung.

 Dieter Kraft

[Veröffentlicht in den Gemeindenachrichten St. Leon-Rot, 27.05.2022]

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