Veteranenfreunde St. Leon e.V.

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Imperia Sport 500 H

  
  


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Baujahr: 1928/29
Motor: Einzylinder-Viertakt-Motor; Motosacoche in Genf (MAG)
Hubraum: 492,96 cm3 OHV, 82 mm Bohrung, 94 mm Hub
Leistung: 22 PS/16 kW bei 5000 Umdrehungen/min.
Getriebe: Hurth Getriebe, 3-Gang Handschaltung, Hand- sowie Fußkupplung
Sonstiges: Carmen Lenkungsdämpfer (sogenannte Flatterbremse); offener Einrohrrahmen, Tiger-Parallelogrammgabel der Köln-Lindentaler Metallwerke
Höchstgeschwindigkeit:  120 km/h
Produktionszeitraum: 1929-1931
  

Besitzer:

 

Fred

     

"Im Vorschulalter auf meines Opas 'Horex' - heute meine Imperia."
   

Imperia Motorräder

wurden seit 1926 bis 1935 in Bad Godesberg gebaut, die 500H war 1929 eine der attraktivsten Halblitermaschine der deutschen Hersteller. Der Preis lag damals bei 1550 Mark.

Der M.A.G Motor von Motosacoche in Genf

trieb Motorräder aus Frankreich, England, Österreich, Italien und Deutschland – u. a. Standard/Ludwigsburg; Ernst/Breslau sowie eigen Rennmaschinen (Jubileé Sport) und dominierte auf Rennstrecken bis er in den 30er Jahren von Norton abgelöst wurde. Das letzte von Motosacoche gebaute Motorrad wurde wahrscheinlich 1956 verkauft.

Zur Geschichte des Motorrads

Das Motorrad stand 1947 oder 48 wochenlang auf dem Betriebsgelände der Motorenwerke Mannheim. Es war grün (ähnlich der augenblicklichen Farbe) und wurde, da kein Eigentümer ausfindig gemacht werden konnte von der Firma veräußert oder versteigert. Mein Großvater Johann Kerner war bei den Motorenwerken Mannheim als Kalkulator beschäftigt. Er erhielt die Maschine, ließ sie „aus Sicherheitsgründen“ schwarz lackieren und mit Horex Emblemen und Typenschild versehen. Wahrscheinlich war damals kein Original Typenschild vorhanden und auch sonst war einiges, wie Sattel, Lenker, Auspuffrohre, Gepäckträger (von einer Triumph STM 500) nicht im Originalzustand. Das Motorrad lief also von 1948 bis in die siebziger Jahre als Horex und hat mich sozusagen in meiner Kindheit und Jugend ständig begleitet. Mein Großvater hatte sich eine kleine Werkstatt eingerichtet und als Kind schaute ich ihm zu, wenn er das Motorrad pflegte oder reparierte. Als gelernter „Metallarbeiter“ war er recht geschickt und konnte viele Teile selbst reparieren oder gar herstellen. Mein technisches Interesse war geweckt, ich stellte unzählige Fragen, und erhielt so recht früh Kenntnisse über Funktion und Wirkungsweise von Motoren. Ab und an nahm mich mein Großvater auf dem Sozius zu kürzeren Ausfahrten mit und Besuche von Motorradrennen in Hockenheim waren Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre keine Seltenheit. Ich kannte schon als Kind unzählige Namen damaliger Motorradrennsportgrößen.

  Im Zeitraum vor und während der sechziger Jahre ließ das Interesse an Motorrädern stark nach. Zu meinem heutigen Bedauern verkaufte ich damals meine 350er Horex Regina, ein Geschenk meines Cousins („wenn Du sie zum Laufen bringst gehört sie dir“) mit der ich in den Schulferien vor dem Abitur noch mit einem Freund auf dem Sozius für drei Wochen in die Niederlande gefahren war – in Scheveningen am Strand lernte ich Trampolinspringen und die Rennstrecke in Zandvoord wurde nicht nur von mir besichtigt, sondern auch ausgiebig „ausprobiert“.

  Zu der Zeit erhielten wir auch regelmäßig Besuch von Bernhard Reichert, der meinen Großvater und nach dessen Tod mich ständig ersuchte, ihm die „alte Horex“ für sein Kraftfahrzeugmuseum in Marxzell zur Verfügung zu stellen, was ich nach langem Drängen dann auch tat. In Marxzell rostete das Motorrad vor sich hin und dann und wann wurden auch einige Teile entwendet. 1991 lernte ich als neuer Sänger des Liederkranz Kirrlach Ernst Schmitz kennen, durch Zufall – ich erkannte auf einem Bild, das er mir zeigte, sofort einen M.A.G. Motor – kamen wir ins Gespräch über alte Motorräder und auf sein Zureden kaufte ich das Motorrad wieder zurück und trat auch dem Verein der Veteranenfreunde St. Leon bei.

  Schon in den sechziger Jahren hatte ich bemerkt, dass meines Großvaters „alte Horex“ keine Horex war. Beim Zerlegen und Restaurieren konnte ich sie eindeutig als Imperia identifizieren. Leider war ich dann etwas vorschnell. Ich ließ das Motorrad grün lackieren (vermeintliche Originalfarbe, da unter der schwarzen Lackierung), versah es mit einem anderen, dem Imperia Original einigermaßen ähnlichen Gepäckträger (der bisherige war beschädigt), ließ einige Teile verchromen, wodurch auch leider die vorher wunderschön sichtbaren Tiger-Gravuren auf den Gabelstreben verschwanden, und ersetzte die inzwischen total verrosteten Fischschwanz-Auspuffenden durch Harley Davidson-Dämpfer. Inzwischen bin ich etwas sachkundiger und weiß, dass Imperia Motorräder schwarz waren und goldene Zierlinien um ein rotes Tankfeld hatten. Leider gab der Motor nach einigen Jahren den Geist auf, war praktisch irreparabel und wurde 2003 durch einen fast baugleichen M.A.G. Motor aus einer OD ersetzt. Einziger Unterschied: Imperia hatte Zuganker-, OD Stehanker-M.A.G. Motoren. Das Motorrad war zugelassen und wurde bis 2005 mehrfach über längere Strecken gefahren. Die Fahreinsätze mit dem über 80 Jahre alten Motorrad waren manchmal aufgrund der Erfordernis blitzschneller, instinktiv richtiger Reaktion mitunter recht abenteuerlich, doch bereiteten sie ohne Zweifel auch einiges an Fahrfreude.

  Eine vollkommene Wiederherstellung des Originalzustands (Imperia hatte damals wunderschöne Motorräder) wäre sicher interessant, hat im Augenblick allerdings keine Priorität, aber dürfte auch nicht auszuschließen sein.